Reisebericht von unserer Pionierreise im Januar 2012:
„Über den Wolken Westafrikas“
Trekking in Sierra Leone
Auf den ersten Blick eine verrückte Idee: Ein Land, bekannt für seine weißen Bilderbuchstrände und tropischen Regenwälder soll sich für eine lohnenswerte Trekking Tour anbieten?
Im Rahmen unserer Pionierreise im Januar 2012 machen wir auf der Landkarte den höchsten Berg Westafrikas aus (wir zählen den Mount Kamerun zu Zentralafrika). Der Gipfel des „Bintumani“ ist 1945 Meter hoch und erhebt sich in der nordwestlichen Region Sierra Leones. Er ist Teil der „Loma Mountains“ und liegt rund 450 Km entfernt von der Hauptstadt Freetown an der Atlantikküste.
Die Rahmenbedingungen einer Gipfelbesteigung scheinen günstig: Im Norden des Landes herrschen zwischen November und März Temperaturen bis max. 32°C, die Luftfeuchtigkeit beschränkt sich auf rund 60 Prozent und Regen fällt in dieser Jahreszeit nicht. Auf geht’s!
Nach rund 450 Km Anfahrstrecke auf einer größtenteils neuen Teerstrasse führen die letzten vierzig Kilometer zu den Loma Mountains auf einer echten Off-Road Strecke durch dichten Regenwald, durch dunkle Flüsse und einsame Dörfer. Schließlich endet die Djungelpiste in einem kleinen Dorf. Nach Begrüßung durch den „Chief“ bekommen wir für unsere Zelte einen Platz neben seinem Haus zugeteilt und jedem von uns wird „sein“ persönlicher Träger mit Namen vorgestellt. Zusammen mit einem Guide kann es morgen nach dem Mittagessen losgehen.
Ein Trampelpfad führt durch tropischen Regenwald wie durch eine Bildergalerie von mächtigen Baumriesen, Lianen und Farnen. Gelegentlich eröffnet sich eine Lichtung, in der Maniok, Erdnuss und Bohnen angepflanzt werden. Zurück im Tunnel des Regenwaldes hält unser lokale Führer an einer Palme an, bindet eine gürtelartige Rundschnur um sich und den Palmstamm und hangelt sich leichtfüßig hinauf in den sich wiegenden Palmenwipfel. Dort hängt ein Behältnis am Palmstamm direkt vor einem geschlagenen Loch aus dem der geliebte Palmwein tropft. Wir probieren und geloben: das Gesöff gehört zu unserer Tagesration, es schmeckt einfach köstlich und erfrischend!
Die Trägerkolonne setzt sich wieder in Gang und bald wird es ernst. Der Trampelpfad steigt steil an, Baumwurzeln und Steine dienen der Fußsohle als rutschfester Halt, hier ist gute physische Kondition und sicherer Schritt gefordert. Wie schaffen das bloß unsere Träger mit Säcken und Taschen beladen und mit Flip-Flops an den Füßen? Nach einer Stunde Anstieg erreichen wir ein lichtes Plateau zum Durchschnaufen und schlagen im Schutze von riesigen Kapokbäumen im Camp 1 unsere Zelte auf. An einem kleinen Bach finden wir Erfrischung und plötzlich ist deutlich das Kreischen von Schimpansen zu hören! „Ja, das sind Schimpansen in freier Wildbahn“, bestätigt uns der Führer. „Völlig friedlich und gefahrlos“ meinen die Träger, am frühen morgen könnten die Tiere mit etwas Glück unweit des Baches zu sehen sein. Unglaublich!
Am fünften Tag ist der Aufstieg bis zum Camp 3 geplant. Zwei Steilstücke und zwei Plateaus liegen vor uns. Die Vegetation wird dünner und niedriger, statt dichtem Urwald umgeben uns nun grüne Wiesen mit gelben Blumen. Wir steigen durch die Wolkendecke an und haben nun blauen Himmel über uns, die Temperaturen bleiben aufgrund unserer Höhenlage angenehm kühl. Am Spätnachmittag erreichen wir Camp 3 am Fuße des Gipfels der nun recht nahe erscheint. Heute Abend gibt es ein Lagerfeuer und eine warme Mahlzeit. Ein kleiner Bach plätschert auch am Zeltlager vorbei - was für eine romantische Stelle am Vortag der erwartungsvollen Gipfelbesteigung!
Heute ist es endlich so weit. Riesige Felsblöcke stellen sich uns in losem Kettenverbund entgegen, als ob wir vom Gipfel fern gehalten werden sollten. Doch wir sind stark motiviert und auch die letzten steilen zweihundert Meter können uns nicht aufhalten. Wir haben es geschafft. Wir sind am Ziel. Wir stehen auf dem Dach Westafrikas, auf dem Gipfel des Bintumani!