Diese Tour startete mit einigen Hindernissen:
Nahrungsmittel Versorgungsprobleme
Ausfall eines Teilnehmers wegen Unfalls auf anderer Tour
Beinahe nicht rechtzeitiges Eintreffen eines Teilnehmers wegen überbuchtem Transatlantikflug
Beinahe nicht rechtzeitiges Eintreffen eines Teilnehmers wegen Passdiebstahls in Santiago
Kälteeinbruch in ganz Argentinien
Unser erster Einkauf in Mendoza war ein Hürdenlauf. Da die Agrar-produktion schwer gebeutelt in schwie-rigen Diskussionen mit der Regierung war (Details und Hintergründe sind im Internet nach-zulesen), wurde die Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Oel stark reduziert oder sogar ein-gestellt. Genau 1 Tag vor Start dieser Tour wurde der Streik für 30 Tage aufgehoben. In den Läden gab es jedoch immer noch nichts. Leere Fleischregale und geschlossene Metzgereien waren schon seit Tagen die Regel. Milch und Oel wurde auf 2 Liter pro Einkauf rationalisiert. Fleisch war nur noch bei „Schwarzschlachtereien“ zu sehr überhöhten Preisen zu erhalten. Mit 6 Einkäufen in verschiedenen Supermercados in und um Mendoza haben wir dann den Einkauf für die erste Tourwoche zusammengekriegt.
Kaum waren wir einige Tage bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen unterwegs kam auch schon die Wende. Den Wandertag im Famatinagebirge auf 2000 m ü.M. mussten wir leider wegen dichtem Nieselregen abbrechen. Wir sind in die tiefer gelegenen Ebenen von La Rioja geflüchtet. Auch dort war es auf ca. 1100 m ü.M. noch ziemlich frisch und trüb. Wir haben später vernommen, dass eine Kältewelle über Argentinien hereingebrochen wäre. Später auf der Tour hat sich herausgestellt, dass die Kältewelle eben auch Chile beeinflusst hat und damit die Temperaturen während der ganzen Tour in Argentinien und Chile durchschnittlich ca. 10 Grad C weniger hoch waren als andere Jahre.
Könnte die Kälte auch Bremsen beeinflussen? Nach unserem Erlebnis in Chilecito könnte man das meinen. Hinter unserem Fidi war ein PKW geparkt, dessen Besitzer es offenbar sehr eilig hatte, denn er hatte vergessen im abfallenden Gelände die Räder gegen den Randstein zu stellen, da seine Bremsen offenbar nicht mehr funktionierten. Und es kam wie es in einer solchen Situation kommen muss. Wir waren gerade vom Einkauf zurück und wollten alles in den Camper einräumen. Auf einmal knallte es und im Fidi rumpelte es ziemlich heftig. Der PKW hatte sich selbständig gemacht und kam auf der Einstiegstreppe vom Camper zum stehen. Einer unserer Teilnehmer konnte sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten! Die Treppe war jedoch so beschädigt, dass Rolf diese zuerst mit dem Hammer wieder bearbeiten musste. Das Auto haben wir dann zurückschieben müssen und mit eingeschlagenen Rädern am Randstein „festgemacht“. Die Bremse ging an dieser Karre überhaupt nicht. Der Besitzer kam zurück und wunderte sich über das Vorgefallene. Disculpe! (Sorry) war alles, dann rumpelte er mit seiner selbständigen Karre weiter.
Streiks und tiefere Temperaturen machten sich vorallem in Calama bei der Chuquicamata Kupfermine beziehungsweise bei den Tatiogeysiren bemerkbar.
Das Dorf Chuquicamata gibt es inzwischen nicht mehr – es wurde vom Aushub der Mine zugeschüttet. Die Einwohner wurden alle nach Calama umgesiedelt. Die Mine selbst hat grosse Probleme mit den Arbeitskräften bezüglich der Arbeitskonditionen und Löhne. So war die Mine wieder einmal im Streik. Alle Besichtigungen wurden bis auf unbestimmte Zeit abgesagt.
Was die Tatio Geysire betrifft, war an eine Übernachtung auf 4250 m ü.M. nicht zu denken. Schon im Einstieg auf 3300 m ü.M. hatten wir morgens nur noch Minusgrade. Noch nie war es so kalt hier, nicht einmal damals, wo Schneefall und Regen in der Atacamawüste den Besuch der Tatio Geysire verhindert hatte (wir hatten darüber ebenfalls berichtet). So beschlossen wir morgens sehr früh noch bei Dunkelheit vom Einstieg aus zu den Tatio Geysiren hochzufahren, um rechtzeitig vor Sonnenaufgang dort anzukommen. Es hatte dann auch so geklappt.
Alle Pässe waren gut befahrbar und schneefrei, jedoch eben saukalt. Nur ein Pass machte uns zu schaffen – der Abra del Acay. Jedes Jahr ist damit zu rechnen, dass dieser Abschnitt der Ruta 40 über fast 5000 m ü.M. nicht passierbar ist. Wir hatten uns bei der Touristeninformation erkundigt, ob die „Strasse“ transitable wäre. Mit Vorsicht und Steinen wegräumen wäre der Übergang frei, jedoch nicht unterhalten, hat man uns versichert. So machten wir frühmorgens auf den Weg. 93 km führt die Strecke – wohl verstanden Nationalstrasse Ruta 40 – durchs Gebirge. Kurz vor der Passhöhe kam uns ein Pickup entgegen, der wohl sehr früh auf der anderen Seite gestartet war. Wir erkundigten uns bei ihm, ob es Schwierigkeiten auf der Strecke geben würde. Der Fahrer verneinte, wir müssten nur vorsichtig fahren. Die Passhöhe schafften wir eigentlich ohne spezielle Vorkommnisse, auch die ersten Serpentinen auf der anderen Seite waren nicht beschädigt. Je weiter wir ins tiefer gelegene Tal vorankamen, je schlechter wurde die Piste. Bei einigen Stellen mussten wir die Piste schon soweit mit Steinen reparieren, sodass Fidi noch mit allen Rädern auf festem Boden stand. So ging es bis ca. 10 km vor dem Ziel weiter, dann war die Piste soweit abgeschwemmt, dass kein Aufbauen mit Steinen mehr möglich war und nur ein kleiner schmaler Pickup ohne Gewicht hätte gerade knapp durchkommen können. Wir waren schon auf 3200 m ü.M. unten beim Talausgang. Rechts der Fluss, links Fels. Es war klar, hier geht es für uns nicht mehr weiter. Wir mussten alles wieder zurück, nochmals über fast 5000 m ü.M. über den Pass und die Alternativstrecke über Campo Quijano auf 1400 m ü.M nehmen, um weiter zu kommen.
Ansonsten verlief die Tour wie geplant. Dicke Socken im Schlafsack waren jedoch weiterhin angesagt. Im Einstieg zum Clavillopass auf nur 1450 m ü.M. von Catamarca nach Tucuman überraschte uns dann der Frost. Am Morgen war alles weiss. Die Zelte waren steif mit Raureif überzogen.
Rückblick:
Ca. 5000 km, davon 60 % Piste
1 Tag Regen, 2 Tage Nebel, 2 Tage bewölkt, übrige Tage Sonnenschein
Minimal Temperatur nachts: -4 Grad C / Maximal Temperatur tagsüber 20 Grad C
Keinen Platten
Querstange von Rammschutz verloren
Einstiegstreppe beschädigt