Ja, da sind wir jetzt angekommen, und hier gibts auch wieder Internet. Ich habe ja schon richtig lange nicht geschrieben, habe mich aber sehr doll ueber eure lieben Emails gefreut. Ich freu mich echt schon sooo auf Zuhause und denke viel daran, in 20 Tagen komm ich ja schon wieder. Ich versuch aber auch, die letzten drei Wochen hier zu nutzen und zu geniessen.
Ich erzaehl am Besten mal kurz, was inzwischen so passiert ist. In Chiang Mai bin ich noch ein bisschen mit dem Fahrrad herumgefahren, und wir sind einen Tag laenger geblieben als geplant, weil Matteo krank war. Er hatte Magenprobleme, die ich dann auch ein bisschen bekommen habe. Ist aber alles vorbei.
Dann gings mit dem schon vertrauten roten Ruckelbus mit offenen Tueren und ein paar Thais nach Pai. Das ist ein kleines Staedtchen, in dem man zwar viele Touristen und europaeische Auswanderer sieht, dass aber trotzdem irgendwie eine total entspannte, schoene Atmosphaere hat. Es liegt an einem kleinen Fluss und aussen herum sind nur Berge, Reisfelder und kleine Doerfer. Einen Tag lang sind wir gewandert, durch die kleinen Doerfer und zu einem Wasserfall. Man kommt sich teilweise so vor, als waere man in die Vergangenheit gereist. Die Menschen leben sehr einfach, meist in Bambushuetten mit Blaetterdach, fast so wie wir;)
In Pai haben wir dann das Noetigste in unsere kleinen Taschen zusammengepackt, den Rucksack abgegeben und uns einen Roller geliehen. Dann gings los... Ich bin mal wieder gefahren, nachdem ich mich an die letzten Roller mit Gangschaltung nicht ran getraut habe. Unser erstes Ziel waren Heisswasserquellen, ganz nett im Wald gelegen. Das Wasser war an der Quelle 80 Grad heiss! Etwas weiter unten am Fluss habe ich dann gebadet, lange hat man es aber nicht ausgehalten.
Dann sind wir ueber die Berge gefahren - tolle Aussicht, viele Kurven, rauf und runter und oben ganz schoen kalt!! ALs wir dann wieder tiefer waren, fanden wir eine kleine Unterkunft, in dem Dorf des Bergstammes der Lisu. Fast wie Lisa. Dort gabs auch eine Huette fuer uns, und jede Menge Ratschlaege fuer die Umgebung von Rudi, einem Deutschen, der mit einer Lisu-Frau verheiratet ist und hier schon lange wohnt.
Am naechsten Tag haben wir eine kleine Hoehle erkundet, uns das Lisu- und ein weiteres Dorf angeschaut. Es ist interessant zu sehen, wie die hier leben, aber man fuehlt sich auch etwas seltsam, wenn man als Touri hier ankommt um das zu sehen, was fuer die Menschen das alltaegliche Leben ist. Sie haben, was sie brauchen, halt das Notwendigste. EIne kleine Huette, meist eine Feuerstelle, ein kleines Feld mit Reis, Mais oder Gemuese, ein paar Huehner und manchmal einen Roller.
Es folge ein Trekkingtag, der sehr erlebnisreich war.... Mit Rudis Tipps wollten wir los, um uns drei Doerfer anzuschauen, die etwas weiter ab von den STrassen liegen. Nach einem steilen Aufstieg erreichten wir auch gleich eins. Hier leben die Karen, bisher mein Lieblingsstamm. Sie versorgen sich noch selber, bauen nur soviel an wie sie brauchen. EIn kleiner Mann kam sofort auf uns zu, brabbelte ein paar englische Woerter und lud uns in sein Haus ein. Da sassen wir zwischen den ganzen Karen, tranken Tee aus Bambusbechern und wurden von allen Seiten freundlich angelacht. Eine Frau hat gewebt, wie wir es mal in der SChule machen mussten.
Auf dem Weg in ein weiteres Dorf der Lahu (anderer Bergstamm, reicher, baut auch zum Verkauf an, wirkt moderner) trafen wir auf einen kleinen sehr einfachen TEmpel. Ein Moench lebt hier namens Sin. Er konnte etwas Englisch und so unterhielten wir uns eine Weile. Er bot uns Essen an, dass er immer morgens auf einer Art Betteltour bei den Menschen im Dorf sammelt. So ist das hier, davon leben die Moenche. Dann zeigte er uns das andere Dorf, und nahm uns einfach mit in die Haeuser. Ich hatte ihm erzaehlt ich wolle schwarzen Reise kaufen (wird hier angebaut, bei Rudi und seiner Frau haben wir ihn morgens mehrmals zum Fruehstueck gegessen und ich wollte ihn euch mal mitbringen), und er organisierte ein kleines Maedchen, dass mir welchen verkaufte. Sie hat keine Mutter mehr.
Wir wollten noch in ein weiteres Dorf, und Sin beschloss uns zu begleiten. Zwei kleine Karen-Jungs waren auch dabei, zum Glueck, den sie kannten eine Abkuerzung ueber die Berge. Der kleine Pfad war erst ziemlich steil und dann ziemlich rutschig, wir waren froh im Dorf anzukommen. Dort begann es zu regnen und wir fanden Unterkunft in einem Haus. Mit den Karen sassen wir um eine Feuerstelle und tranken Tee. WIr konnten Sin Fragen sagen, die wir den Karen stellen wollten, er uebersetzte dann. Die Frau sagte, sie sei sehr stolz und gluecklich dass wir ihr Dorf besuchen und in ihrem Haus sitzen und wuerde sich sehr gerne mit uns unterhalten, wenn es ginge. Da hab ich mich richtig geehrt gefuehlt...
Auch diese Leute wussten wieder eine Abkuerzung ueber die BErge, und gerade rechtzeitig zur Dunkelheit kamen wir dann wieder bei unserer Huette an, Das war ein sehr erlebnisreicher Tag....
Gestern waren wir noch auf einem Markt in einem Dorf, der einmal woechentlich stattfindet und zu dem viele Bergstaemme kommen. Ich habe fuenf Mangos gegessen, fuer 20 Cent. Dann sind wir eine ganze Strecke bis zu einem Tempel gefahren, der sehr schoen im Wald liegt und zu dem einige Tempelhoehlen gehoeren. Hier wollen wir wahrscheinlich fuer ein paar Tage leben und meditieren lernen. Der Tagesablauf ist sehr streng, um 5 Uhr aufstehen und nach 1 Uhr gibts nichts mehr zu essen. Ich hoffe ich schaff das. Sonst koennen wir auch jederzeit aufhoeren.
Abends sind wir dann weiter nach Mae Hong Son gefahren. Die Fahrt war echt grausam. Erst wurde es kalt, das ging ja noch. Dann begann es zu regnen, und der Regen peitschte mir ins Gesicht, was beim Fahren sehr unangenehm ist. Dann war unser Tank noch fast leer, und fast waeren wir irgendwo in den kalten, dunklen Bergen im Regen auf der unbeleuchteten Strasse stehen geblieben, aber dann fanden wir zum Glueck eine Benzinstation. Als wir endlich hier ankamen, kuschelte ich mich nur noch in die Wolldecke und schlief ohne Abendbrot ein. Heute regnets auch noch, ich hoffe das hoert bald auf.
Wer bis hierher gelesen hat ist wirklich tapfer, ist bestimmt mein laengster Eintrag.