Reisebericht: Lisa mit dem Rucksack in Thailand (22.4. - 21.07.2009)

Mit der Ueberschrift koennt ich doch glatt bei der Bildzeitung anfangen oder einen Roman schreiben, oder?Es ist aber nicht so wie es klingt. Eigentlich wollte ich euch erst Morgen schreiben, weil ich Angst habe dass ihr euch Sorgen macht. Muesst ihr nicht, mir gehts Bestens und ich befinde mich im friedlichen, ruhigen Staedtchen Nong Khai, im Nordosten Thailands, direkt an der Grenze zu Laos. Nur der breite, schlammige, gemaechliche Fluss Mekong trennt die beiden Laender.

Meine Nacht war abenteuerlich. Ich fang mal vorne an. Gestern war es dann soweit. Ich wollte alleine weiterreisen. Um 15:30 sollte der Bus nach Nong Khai starten, ca. 13 Stunden Fahrt. Ich moechte einfach noch mal den Nordosten Thailands sehen und hier kommt noch die Naehe zu Laos dazu, die auch mal interessant ist zu erleben. 

Allerdings begann die Fahrt (bzw. noch hatte sie gar nicht begonnen) mit einem SChock. Scheisse, verdammt. Ich hatte meinen Reisepass nicht dabei. Kurz darauf fiel mir ein, wo er war: Ich hatte ihn beim Fahrradverleih hinterlegt und vergessen, wiederzufordern, die hatten es wohl auch vergessen. Ich rannte zum Busfahrer und fragte, ob ich mein schon gekauftes Ticket gegen eines fuer den naechsten Tag umtauschen koennte. Ging aber nicht. 

Die Entscheidung die ich traf, war vielleicht dumm, aber ich hatte nur 6 Minuten Zeit, und ich setzte mich wieder in den Bus und der Bus fuhr los. So entfernte ich mich immer weiter von meinem Reisepass.... Ich dachte aber: Ob ich jetzt mit dem Taxi in die Stadt fahr und zueruck (200 B.) und morgen noch mal ein neues Ticket kaufe (445 B.) oder das Risiko in Kauf nehme, von Nong Khai zueruck nach Chiang Rai zu muessen, ist ja egal.

Also fuhr ich passlos Richtung Nong Khai. Zwischendurch gibts immer wieder Passkontrollen, das kannte ich schon von den letzten Busfahrten, aber Auslaender hatten sie nie kontrolliert. Diesmal fragten sie aber einen der zwei anderen westlichen Auslaender, die im Bus sassen, nach seinem Pass. Das machte mir schon ein etwas mulmiges Gefuehl... 

Ich dachte hin und her, was ich machen sollte. Auf einer Raststation kam ich dann mit dem Mann ins Gespraech, der kontrolliert worden war. Er heisst Colin, ist etwa in Papas Alter, lebt seit 15 Jahren in Thailand und - nun erklaehrt sich die Ueberschrift - arbeitet als christlicher Missionar (Jesus hat ihn nach Thailand geschickt). Er wohnt in Chiang Rai und kannte auch den Fahrradverleiher persoenlich, er sagte, ich koennte ihm vertrauen und meinte, ich solle ihn anrufen und fragen, ob er mir den Pass per EMS (oder so aehnlich) zuschicken kann. Er machte mir viel Mut und ich fuehlte mich schon deutlich besser, mal mit jemandem drueber geredet zu haben. Ich schlief sogar ein paar Stunden. 

Ca. um halb neun kam ich hier in Nong Khai an, und wanderte erstmal mit Rucksack zu einer Unterkunft. Ein Amerikaner leitet sie. Zimmer gab es aber erst um 11. Also lief ich ein bisschen durch die Stadt und ass ein ordentliches Fruehstueck. Dann ging ich zuerueck und erzaehlte dem Amerikaner von meinem Problem. Er war verstaendnisvoll, ich durfte telefonieren und er gab mir die Adresse vom Guest House, an die der Pass geschickt werden koennte.

Ich rief beim Touristenbuero (TAT) in Chiang Rai an, da war ich ein paar Mal gewesen und die Leute hatten ehrlich und hilfsbereit gewirkt. Ich erzahlte dem Mann mein Problem und buchstabierte ihm die Adresse, nun muss ich nur noch hoffen, dass alles klappt. Ansonsten muss ich wohl doch noch mal nach Chiang Rai zuerueck.

Oh, gerade ist am Fenster des Internetcafes ein Mann auf einem Elefanten vorbei geritten. Hier, mitten in der Stadt. Armer Elefant.

Naja, den restlichen Tag habe ich mir die Stadt ein bisschen angeschaut, morgen plane ich mal wieder eine Fahrradtour, vorrausgesetzt alles mit meinem Reisepass klappt (das Verschicken soll nur einen Tag dauern). Ich werde euch dann schreiben, ob ich ihn wieder hab. 

Bitte macht euch keine Sorgen, mir gehts ja super, es ist nur ein Dokument, ein wichtiges zwar, aber davon haengt weder mein Leben noch meine Gesundheit ab. Also keine schlaflose Nacht! Wie ihr seht sind hier so viele hilfsbereite Menschen, dass mir kaum was passieren kann. Und ich pass ja auchnoch selbst auf mich auf. Ich werde fuer den Notfall jetzt mal schauen, wie man einen Ersatzpass bekommt. 

Nach Regen in der Nacht scheint hier wieder die Sonne und es ist heisser. Colin hat mich gefragt was ihr so macht, er meinte ihr solltet unbedingt mal her reisen, es gibt auch richtig kuehle Monate, und ihr sollt mit dem Fahrrad durch Thailand, Laos und China radeln (er ist begeisterter Fahrradfahrer).