Nach meinen Erlebnissen mit dem Indian Pacific Zug, kam ich gegen 9Uhr (+ 6 Stunden eurer Zeit) am Bahnhof in Perth an. Seit meiner Abreise in Canberra vor zwei Wochen hatte ich nun schon 4235km zurückgelegt. Die erste Frage war, wie sollte ich nun erkennen, wer die Frau ist, die mir per Email zugesagt hatte, mich abholen zu wollen. Also lief ich ganz langsam den Bahnsteig entlang und hoffte, dass sie mich an Hand meines Fotos, das ich ihr geschickt hatte, erkennen würde. Bereits nach kurzer Zeit blieb eine Frau auf meiner Höhe stehen und fragte mich, ob ich Melanie sei. Nachdem ich das bestätigt hatte, fiel sie mir vor Freude in die Arme, was zugleich unsere Begrüßung war. Hätte ich so einen herzlichen Empfang auch damals bei meiner Ankunft in Melbourne gehabt, wäre mein Start sicher ganz anders gelaufen. Tausende Kilometer von zu Hause weg, wo dich eigentlich keine Menschenseele kennt, so herzlich begrüßt zu werden, als würde man sich schon ewig kennen, war ein ganz besonders Gefühl. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach meinem großen Koffer.
Während wir darauf warteten, bis das Gepäck aus dem Zug ausgeladen wurde, tauschten wir bereits die ersten Informationen aus. Wo ich schon überall gewesen war wollte sie wissen, wie lange ich in Perth bleiben möchte usw. Dann kam das Gepäck auf mehreren kleinen Wagen angefahren. Ich lief alle Wagen ab, konnte aber meinen Rucksack auf den ersten Blick nicht entdecken. Dianne, meine neue Servas-Bekanntschaft, nahm ein Gepäckstück in die Hand, um das darunter liegende besser sehen zu können. Da fiel mir auf, dass sie witziger Weise ausgerechnet meinen Rucksack angehoben hatte, den ich in diesem Moment erst wiedererkannte. Bei der Masse an Gepäckstücken auf jeden Fall ein sehr lustiger Zufall!
Dann ging es zum Auto. Auf dem Weg zu ihrem zu Hause, was für die nächsten Drei Tage auch mein zu Hause sein wird, zeigte sie mir eine Stelle, von der wir einen großartigen Blick über Perth hatten. Auf diese Weise bekam ich gleich einen ersten Eindruck von der Stadt, was für die spätere Orientierung nur gut sein kann. Etwas außerhalb der Innenstadt gelegen, wohnt Dianne mit ihrem Ehemann Eric, der zurzeit in England ist, in einem riesigen, sehr geschmackvoll eingerichteten Haus. Schon per Email hatte sie mir mitgeteilt, dass ich ihren Mann nicht kennenlernen werde, weil er erst nach meiner Abreise wieder zurückkommen wird. Auch diesmal habe ich das Glück, dass aus dem „Couchserfing“ wieder ein eigenes Zimmer geworden ist. Dann zeigte sie mir noch das Badezimmer, die Küche und den Schuppen, wo sich die Waschmaschine befindet. Die, so sagte sie gleich, könne ich jederzeit benutzen. Auch in der Küche war ich wieder einmal von der Gastfreundlichkeit überrascht, als Dianne meinte, ich solle mich wie zu Hause fühlen und wen ich hunger hätte, mir etwas nehmen.
Nachdem ich mein Gepäck etwas sortiert hatte (auspacken lohnt sich eigentlich nie), tranken wir gemeinsam eine Tasse Tee. Sie erzählte mir von ihren Kindern und ihren Enkeln, von denen einer zurzeit bei ihr lebt, um die Universität in Perth zu besuchen. Er kommt eigentlich aus Canberra, aber nun lebt er sozusagen bei seinen Großeltern. Als wir am Abend zusammen aßen, war dann auch ihr der Enkel zu Hause. Er ist ungefähr in meinem Alter und wirklich sehr nett. Wie man das so kennt, hat seine Oma dann auch Geschichten aus seiner Kindheit zum Besten gegeben…grins. Vor dem Essen war ich übrigens noch ein bisschen in der Umgebung spazieren, wobei ich entdeckt habe, dass am Ende der Straße ein wunderschöner See ist, der eigentlich ein Fluss ist. Ich muss zugeben, da kann der Wannsee kaum noch mithalten. Also vielleicht, wenn es dort Palmen gebe. Während die Sonne langsam unterging, wünschte ich mir, diesen Moment mit euch teilen zu können. Aus diesem Wunsch ist dann das Foto zum heutigen Bericht entstanden – Ein Hoch auf die Technik! (da ich das Bild im Hochformat fotografiert habe, kann ich es leide nicht hochladen - soviel zur Technik!)
Als ich am Abend ins Bett ging, war mir sehr kalt, weshalb ich das Fenster schließen wollte, was mir aber nicht gelang. Als ich Dianne fragte, was der Trick dabei sei, schloss sie für mich das Fenster, was wiederum eigentlich eine Tür ist und sagte, es hätte seit Monaten offen gestanden und ich sei die erste, die hier friert. Das war aber keinesfalls böse gemeint.
Jetzt muss ich noch etwas zu meinem Namen zum Besten geben. Wenn ich mich vorstelle oder mich jemand fragt, wie ich heiße, sage ich logischerweise immer, dass ich Melanie heiße. Schon bei Helen und Charlie in Adelaide ist mir aufgefallen, dass sie mich immer Mel genannt haben. Der Enkelsohn von Dianne nennt mich ebenfalls Mel. Englisch ausgesprochen hört sich das wirklich sehr gut an, weshalb ich mich gerne daran gewöhne. Warum ich das erzähle? Manchmal muss ich auch Dinge erzählen, dich wahrscheinlich nur mich interessieren, aber da müsst ihr durch. Schließlich sind diese Berichte ja auch eine Erinnerung für später, wenn ich dann auf Rente bin.