Luft 30 Grad, Wasser 21 Grad, genügend Platz auf dem Rasen und dennoch: Klein Kevin nervt auf Schwäbisch einfach noch ein wenig mehr als auf Schweizerdeutsch. Und klein Kevin schreit seine Schwester grundlos und mit gefühlten 100 Dezibel an, nur um noch ein wenig draufzulegen, nachdem seine Mutter (ja, echt in Schamtu- Agglo- aubergineroten Haaren) dazwischenfährt. Aber immerhin: Um Punkt 17.30 Uhr muss klein Kevin mit seinen 50 Kumpels und Kumpelinnen das Feld, beziehungsweise das Ufer räumen.
Schwäbische Ordnung, jawoll.
Endlich habe ich meinen See südlich von Heilbronn fast für mich. Die 16 jährigen Girls schauen zwar immer noch genauso verschämt interessiert wie vor vierzig Jahren den Jungen beim Fussball zu - die sind aber immer noch genau so linkisch wie wir damals beim Jonglieren. Aber immerhin: außer Hörweite weit weg auf der Spielwiese.
Esther und Brigitte sind gemäss ersten SMS bereits am Shoppen in Berlin und ich darf den Tabby nach Meckpom überführen. Eigentlich wollte ich ja heute bis Ansbach durchfahren, genau wie vor drei Jahren. Aber:
SWF3 meldet neben Reifenteilen auf der A61, einer dringenden Aufforderung der Polizei, in Süddeutschland keine Autostopper mitzunehmen, auch einen querstehenden Brummi zwischen Heilbronn und Nürnberg, 20 km Stau und rät dringend, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Mindestens 50km weiträumig, wenn ich die deutsche Geografie richtig im Kopf habe. Also nix mit Gunzi und Camping am Brombachsee - die Alternative ist laut ADAC Führer aber in den Top 50 Deutschlands. Die sanitären Anlagen können es jedenfalls locker aufnehmen mit den Nobel-Golfclubs in Thailand. Meine Parzelle misst mindestens 100 m² und ist weit weg vom Spielplatz. Freie Sicht in den Sonnenuntergang über den geschniegelten Weinbergen - könnte auch im Rafzerfeld sein.
Und eben: See und Seerestaurant kaum 50 Meter entfernt. In letzteren leiste ich mit ein Wiener Schnitzel mit Salat - für Deutschland extrem lecker, dazu ordere ich den lokalen Wein - trocken und Cuveeeeee - Service Mausi meint das sei der Beste. Na ja.
Im Tabby läuft unterdessen der erste Sendersuchlauf meiner mobilen Camping- Satelliteninstallation, die nach kurzem und leise piepsenden Ausrichten, exakt auf die Astra-Satellitenfamilie zeigt. Die WM steht ja praktisch vor der Türe und nach den ersten Spielen, die ich in Berlin noch standesgemäß auf Grossleinwand verfolgen werde, herrscht nächste Woche fußballerischer Notstand. Mit zwei Frauen auf einem Boot in Meckpomm. Weit weg von Zivilisation, bzw. Grossleinwand. Also mit zwei über Kochtrends philosophierenden Weibern, auf einem Design-Seemobil, allein mit Mini Satellitenschüssel, Sat-Receiver und Mac (und obendrein auf unverständlichen Wunsch von Esther mit Kopfhörern).
Also, jetzt muss ich zurück zum Tabby. Checken, Ob alles richtig funktioniert. Dabei muss ich verschämt das Tor überklettern. Ich habe selbstverständlich das Kreditkärtchen, ohne das nix geht hier, im Tab vergessen.
Highlight des Tages: Unentschieden zwischen Bad im See und erstem TV- Signal im Tabby
Missgeschick des Tages: Das nur bei Apple erhältliche Spezialkabel, das den Mac mit dem Sat Receiver verbindet, ist bei TNT in Aarau gestrandet und würde erst am Abend ausgeliefert. Das bedeutet einen kleinen Umweg via Aarau nach Schaffhausen