Highway zur Hölle: Vulkane und Geysire in NeuseelandBlick in einen Höllenschlund: Auf dieser Besucherplattform können Urlauber direkt in den dampfenden Abgrund sehen. (Bild: Tourism New Zealand/dpa/tmn) Von Georg Alexander, dpa Rotorua/Taupo (dpa/tmn) - In grauer Vorzeit ging es dem Mond schlecht, und er wurde krank. Dann nahm er ein Bad im Heilwasser von Rotorua und kam wieder zu Kräften. Maori-Legenden wie diese ranken sich um viele Plätze in Neuseeland.
Vor allem die Gegend zwischen Rotorua und Taupo auf der Nordinsel steckt voller Sagen und Mythen des Südseevolkes, das die Inseln lange vor den Europäern besiedelte. Neuseeland ist in jeder Beziehung jung und dynamisch, und auch im geologischen Sinne überstürzt sich die Entwicklung. Vor allem die Nordinsel ist ein tektonischer Hexenkessel. Unter Neuseeland schiebt sich die Pazifische Erdplatte unter die Australische Platte, was immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führt. Von Rotorua bis Tongariro sieht man aber nicht nur Vulkankegel, sondern auch viele Geysire, kochende Schlammlöcher und heiße Quellen.
Vorsicht, heiß: Die Geysire in Neuseeland schießen ihr kochendes Wasser bis zu acht Meter hoch in die Luft. (Bild: Tourism New Zealand/dpa/tmn) Die Straße zwischen den Orten heißt «Thermal Explorer Highway» - man könnte sie aber auch «Highway zur Hölle» nennen, denn zwölf Kilometer nordöstlich von Rotorua liegt Hell's Gate, mit vier Hektar Fläche eines der größten Thermalgebiete in der Region. Und auch das Städtchen Taupo ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend: Schwefelgestank liegt in der Luft, Rauchschwaden vernebeln den Blick, dampfspeiende Fumarolen zischen direkt neben der Hauptstraße.
Zu den schönsten Thermalgebieten auf der Nordinsel zählt Orakei Korako im «Hidden Valley», rund 70 Kilometer südlich von Rotorua. Man erreicht es auf einer Nebenstraße, die bei Golden Springs von der Landeshauptstraße 5 abzweigt. Sie endet am Ufer des Ohakuri-Sees, ein Boot bringt die Besucher dann in fünf Minuten ins Thermalgebiet.
«Orakei» bedeutet in der Maori-Sprache «Ort des Schmückens»: Die farbenprächtigen, mineralhaltigen Pools dienten einst den Häuptlingen als Wellness-Center und Schminkstube. Auf einer zweistündigen Wanderung über gut ausgebaute Stege und Wege kommen Urlauber aus dem Staunen nicht mehr heraus: Schlammlöcher blubbern und schmatzen, Kieselerde-Ablagerungen schillern in allen Farben des Regenbogens. Daneben gibt es perlende «Champagner-Pools» und weiße Sinterterrassen zu sehen - und das alles eingebettet in ein üppig-grünes Tal mit riesigen Silber-Baumfarnen, die zu Neuseelands Wahrzeichen gehören.
Naturschauspiel in Neuseeland: Blaue Nebelschwaden und giftgrünes Wasser. (Bild: Tourism New Zealand/dpa/tmn) Besucher in Orakei Korako dürfen sich ohne Führer bewegen. Sie sollten aber auf den Wegen bleiben und Warnschilder ernst nehmen. Das heiße Thermalwasser ist überall, und Leichtsinn wird mit Verbrühungen bestraft. Der «Diamant-Geysir» etwa spritzt sein kochendes Wasser bis zu acht Meter hoch in die Luft, manchmal im Minuten-Rhythmus, manchmal im Abstand von mehreren Stunden. Das Wasser zerstiebt im Sonnenlicht zu winzigen Tröpfchen, die wie Diamanten glitzern.
Neben der Natur ist auch der liebenswürdige Menschenschlag die Reise nach Neuseeland wert: Selbst als Tourist wird man von den Inselbewohnern privat eingeladen, ein geselliger Abend mit gutem Essen und vollen Weingläsern ist garantiert. Neuseeländer interessieren sich eben für Europäer, die um die halbe Welt fliegen, um das «Kiwi-Country» zu besuchen. Mit trockenem Witz trotzen sie Unwettern, Überschwemmungen oder Erdbeben - und genießen andererseits das Leben in der Natur und das Zusammensein mit der Familie. Das hat etwa zur Folge, dass viele Läden bereits um 17. 00 Uhr schließen. Statt länger im Laden zu arbeiten, schlüpft der Inhaber lieber in seine Stiefel und verbringt den Abend am Fluss beim Fliegenfischen.
Mehr als 100 000 Forellen überlisten Angler jedes Jahr im Lake Taupo. Viele davon sind groß - es heißt, dass der Wasserspiegel des Sees sinke, wenn Angler einen Fisch an Land ziehen. Das ist eine schöne Anekdote, die aber leicht übertrieben ist, denn der Lake Taupo ist der größte See Neuseelands und der drittgrößte der südlichen Hemisphäre. Entstanden ist er durch ein tektonisches Desaster vor mehr als 20 000 Jahren: Die Explosion eines Supervulkans hinterließ eine riesige Caldera, die sich später mit Wasser füllte.
Geologischer Hexenkessel: Überall gibt es «Hot Spots» mit Geysiren, Fumarolen, kochenden Schlammlöchern oder heißen Quellen. (Bild: Tourism New Zealand/dpa/tmn) Wer als Tourist auf einem aktiven Vulkan tanzen möchte, kann White Island besuchen. Das Eiland, 50 Kilometer nordöstlich vor Whakatane in der Bay of Plenty gelegen, ist Neuseelands einziger aktiver Inselvulkan: Eine Insel ohne Vegetation, dafür mit brodelnden Schlammtümpeln, gelben Schwefelbergen und einem schillernden Krater, in dem giftig-grünes Wasser kocht. Eine düstere und abweisende Insel und zugleich ein faszinierender Ort, der einen Einblick in die Urzeiten der Erdgeschichte gewährt. Jederzeit kann der Vulkan Asche, Bimsstein oder Lava ausspucken, ständig liegt eine Rauchfahne über der Insel. Täglich werden Hunderte von Erdbeben registriert, die meist aber so schwach sind, dass nur die Seismographen sie bemerken.
Trotzdem ist White Island auch für Touristen zugänglich, die in Whakatane Tagesausflüge mit Booten buchen können. Bevor sie auf die Insel dürfen, müssen sie einen Schutzhelm aufsetzen und bekommen eine Atemschutzmaske in die Hand gedrückt. Zwar liegt der letzte große Ausbruch schon sieben Jahre zurück - aber man kann ja nie wissen.
Informationen: Tourism New Zealand, 80 Haymarket, London SW1Y 4 TQ, Großbritannien, Telefon von Deutschland: 0044/720/79 30 16 62 Über dem aktiven Inselvulkan der White Islands liegt ständig eine weithin sichtbare Rauchfahne. (Bild: Tourism New Zealand/dpa/tmn) Weitere Bilder
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