Kenia » ReisetippsNairobis Nationalpark: Wildnis am Rande der StadtVon Eva Krafczyk, dpa Nairobi (dpa/tmn) - Die Giraffen scheinen in Schmuselaune zu sein. Mal beschnuppern sie sich gegenseitig den Hals, mal reiben sie die Köpfe gegeneinander. Das Auto, das nur wenige Meter entfernt steht, beachten sie gar nicht.
Für die Tiere gehören die Menschen mit ihren Fahrzeugen und Fotoapparaten zum Alltag im Nairobi-Nationalpark. Zugegeben, die meisten Kenia-Touristen steuern die berühmte Massai Mara an, den Amboseli-Park am Fuß des Kilimandscharo oder den riesigen Tsavo-Nationalpark, der vor allem für Küstenurlauber leicht erreichbar ist. Kenias Hauptstadt mit ihren mindestens drei Millionen Einwohnern kommt den meisten nicht gerade als Safariziel in den Sinn. Doch nur knapp 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt befindet sich der älteste Nationalpark des ostafrikanischen Landes, immerhin 117 Quadratkilometer groß und Heimat von mehr als 80 Säugetierarten.
Wer die Bürotürme der Innenstadt hinter sich gelassen hat und am scheinbar unendlichem Gebiet der Wellblechhütten von Kibera, des größten Slums Afrikas, vorbeigefahren ist, kommt in einer anderen Welt an. Am Parkanfang ist es noch schwierig, Tiere im Unterholz zu erspähen, doch an der Ivory Burning Site öffnet sich dann der Blick auf Bilderbuch-Ostafrika: weite Savanne, unterbrochen von Akazien.
Meist muss der Besucher nicht lange warten, bis er die ersten Zebra- und Antilopenherden zu Gesicht bekommt oder eben knutschende Giraffen die Weiterfahrt vorerst stoppen. Im Hintergrund sind die Ngong-Berge zu sehen oder die Dächer von Karen, wo Karen Blixen einst schrieb: «Ich hatte eine Farm in Afrika.»
Wenige Meter entfernt ist der erste von mehreren Picknickplätzen des Parks angelegt. Hier, und nur hier, dürften die Besucher das Auto verlassen. Denn zu den Parkbewohnern zählen auch Löwen und Leoparden, die man mit etwas Glück am frühen Morgen oder späten Nachmittag zu Gesicht bekommt. Auch mit Büffeln ist nicht zu spaßen. Das Verbot, die Autos zu verlassen, ist nicht von Spaßverderbern erdacht worden.
Die Ivory Burning Site erinnert daran, dass die scheinbare Idylle bedroht ist. Hier ließ Kenias damaliger Präsident Daniel arap Moi vor 20 Jahren zehn Tonnen Elfenbein aus Stoßzähnen gewilderter Elefanten öffentlich verbrennen, um gegen den damals noch legalen Elfenbeinhandel zu protestieren. Der Handel mit dem kostbaren Material ist nun zwar illegal, aber noch immer machen Wilderer Jagd auf Elefanten und Nashörner in Kenia und anderen Staaten Afrikas.
Daphne Sheldrick vom Elefantenwaisenhaus gleich hinter dem Nationalpark kennt das ganze traurige Ausmaß des blutigen Geschäfts mit Elfenbein. In ihrem Zentrum werden kleine Elefanten aufgezogen, die ihre Familien - oft durch Wilderer - verloren haben. Besucher können den kleinen Dickhäutern zuschauen, wenn sie ihre Milchflaschen nuckeln, am Schlammloch planschen oder miteinander spielen.
Die Besuchszeit ist mit Bedacht auf nur eine Stunde begrenzt, denn das Elefantenzentrum ist weder Zoo noch Zirkus. Langfristig sollen die Elefanten auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet werden. Im Tsavo-Nationalpark sind die ehemaligen Zöglinge inzwischen in die Herden integriert. Wer will, kann den Weg eines Elefantenwaisen auch persönlich mitverfolgen. Für eine Jahresgebühr von 50 Dollar (35 Euro) kann eine Patenschaft übernommen worden. Per E-Mail erhält der Pate dann jeden Monat Nachrichten über die Entwicklung des Tieres.
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