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Tschechien » Reiseberichte

Wie man in Prag Touristenfallen vermeidet

Von Eva-Maria Simon, dpa

Prag (dpa/tmn) - Karlsbrücke, Burg, Altstadt: Prag ist für viele Touristen ein Traum. Doch es wird leerer an der Moldau: Im ersten Halbjahr 2009 haben knapp fünf Millionen Besucher in Prag übernachtet - das sind rund elf Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2008.


Auch bei den deutschen Gästen, traditionell die größte Gruppe, sei die Zahl um drei Prozent auf rund 590 000 gesunken, erklärt das Tourismusbüro der Stadt. Die Wirtschaftskrise und der Ruf als Touristenfalle schaden Tschechiens Hauptstadt. Doch der Besuch lohnt sich auch jetzt noch - wenn man sich nicht übers Ohr hauen lässt.


«Seit der zweiten Hälfte 2008 schadet die Wirtschaftskrise dem Fremdenverkehr», erklärt Vit Barta von Tschechiens Nationalbank. In Prag sind die Zimmer im Schnitt um zwölf Prozent günstiger geworden, erklärt der Tschechische Verband der Hotels und Restaurants. Was die Besucher freut, ist für billige Unterkünfte aber ein Problem: «Die Drei- und Vier-Sterne-Hotels haben ihre Preise so stark gesenkt, dass sie uns Konkurrenz machen», sagt Mathias Schwender, der in Prag zwei Hostels und ein Hotel besitzt und ebenfalls die Preise senken musste.


Die Wirtschaftskrise sei aber nicht die einzige Schwierigkeit, sagt der 36-Jährige: «Es gibt hier eine gewisse Abzockmentalität.» Ein Beispiel seien Taxifahrer, die ohne sichtbares Taxameter unterwegs sind. Schwender führt eine Liste, auf Platz eins steht eine fünfminütige Fahrt vom Bahnhof zum Hotel: Die Gäste haben dafür umgerechnet rund 200 Euro bezahlt. Die Stadt kennt das Problem: Bürgermeister Pavel Bem hatte sich vor vier Jahren als Tourist ausgegeben, war Taxi gefahren - und zahlte stets mehr als üblich.


Allerdings ist Taxi fahren in Prag meist nicht nötig, dank des guten Nahverkehrssystems. Doch auch hier macht man es Touristen schwer: Fahrkarten gibt es nicht an allen Straßenbahnhaltestellen, sondern manchmal nur in Tabakläden oder der U-Bahn. Und ein Tagesticket kostet für Alleinreisende 100 Kronen (3,90 Euro), ein Dreitagesticket 330 (12,90 Euro) - Tageskarten sind also billiger.


Eine Rabattkarte für Nahverkehr und Sehenswürdigkeiten, wie sie im Internet angeboten wird, lohnt sich nur für Leute, die sehr viel besichtigen wollen. Der Zutritt zum Burggelände und Veitsdom ist zudem kostenlos. Dafür muss man aber für die anderen Gebäude und das «Goldene Gässchen» mit dem Haus von Franz Kafka bezahlen. Dass eine Straße Eintritt kostet, finden auch viele Tschechen nicht normal.


Ein weiteres Problem: die Wechselstuben und Banken. Laut einem Test des Internetportals «Tschechien online» im Jahr 2008 behalten manche mehr als ein Fünftel des Betrags als «Gebühren» ein. Das Portal rät zum regelmäßigen Vergleich mit dem offiziellen Kurs der Tschechischen Nationalbank. Genau hinschauen ist auch in Restaurants wichtig - immer wieder kommt es vor, dass sich der Kellner selbst ein großzügiges Trinkgeld genehmigt. So ging es zum Beispiel der 31-jährigen Anne Marx in einem Café: «Er hat dann auch schwungvoll sofort die Rechnung entsorgt. Das fand ich ziemlich dreist.»


Auch selbsternannte Fünf-Sterne-Hotels ärgern ehrliche Hoteliers und Besucher. Auf der Website des Tschechischen Verbands der Hotels und Restaurants erfahren Interessenten, wer die Kriterien für die Sterne tatsächlich erfüllt. Der Verband strebt an, das vom Jahr 2010 an gültige deutsch-österreichische Sternesystem zu übernehmen.


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