«Es ist an der Zeit!»: WM-Stadt Johannesburg ist bereitVon Thomas Burmeister, dpa Johannesburg (dpa/tmn) - Im «Gramadoelas» hat Elton John mit Vergnügen gegessen. Catherine Deneuve hat den Wein gelobt. Auch Bill Clinton war in dem Johannesburger Gourmet-Restaurant gern zu Gast. Genau wie Denzel Washington oder David Bowie.
Kann es da noch etwas geben, das den Wirt Brian Shalkoff aus der Ruhe bringt? Einen Mann, der schon für Königin Elizabeth II. Gin-Tonic gemixt hat? «Natürlich», sagt Brian. «Die Fußball-Weltmeisterschaft, wir können sie kaum erwarten.»
«We can't wait» steht in Johannesburg auf Riesenpostern und immer wieder der WM-Slogan «Ke Nako» - «Es ist an der Zeit!». Nach Jahren der Apathie und der Angst vor gewalttätigen Kriminellen ist Südafrikas Metropole aus dem Alptraum der ersten chaotischen Jahre nach dem Ende der Apartheid erwacht. Wachgeküsst wurde die größte Stadt südlich von Kairo nicht zuletzt durch die Entscheidung des Fußball-Weltverbandes, Südafrika mit der Ausrichtung der WM vom 11. Juni bis zum 11. Juli 2010 zu betrauen.
«Schon vorher ging es in Jozi, wie wir Johannesburg gern liebevoll nennen, langsam wieder aufwärts», sagt Henri Vergon. Der Wahl-Johannesburger aus Frankreich betreibt die Galerie «Afranova» mit Werken zeitgenössischer afrikanischer Künstler. Und das mitten im einst heruntergekommenen Zentrumsviertel Newtown. Heute glänzt es wieder mit Restaurants, Museen, Theatern und Galerien. «Ohne die WM-Entscheidung würde es hier wohl immer noch trübe aussehen.»
Die Aussicht, Gastgeber des Weltsportereignisses zu sein, hat die Bemühungen von Bürgern, Geschäftsleuten, Behörden und auch der 2001 geschaffenen Metro-Polizeitruppe um die Wiederbelebung des Johannesburger Zentrums beflügelt. Die Ergebnisse sind nicht mehr zu übersehen. Selbst das in die teuren Vorstädte ausgewichene Nachtleben kehrt an angestammte Plätze zurück.
«Als 2004 die FIFA-Entscheidung fiel, lagen wir uns vor Freude in den Armen», erinnert sich Nkhensani Manganyi. Die schwarze Modemacherin, heute mit ihrem Label «Stoned Cherrie» eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen des Landes, gilt vielen als das Gesicht des neuen Johannesburg: Schön, klug, optimistisch und selbstbewusst. «Ke Nako», sagt auch Johannesburgs Mode-Queen. Dabei sei ja wohl klar, dass sich für Geschäftsleute mit der WM neben Sportbegeisterung auch Gewinnstreben verbindet. «Zwischen den Spielen werden die Fans hoffentlich nicht nur auf Elefantenpirsch gehen, sondern auch unsere Shopping Center erobern.»
Egal ob Designerstücke oder Stangenware, nirgendwo auf dem «Schwarzen Kontinent» lässt es sich ausgiebiger und meist auch preiswerter einkaufen als in Südafrikas Konsumtempeln. Allen voran Johannesburgs moderne Shopping Malls: das Design Quarter im Stadteil Fourways etwa oder Melrose Arch, die neueste dieser gewaltigen Städte in der Stadt mit Geschäften, Hotels und erstklassiger Gastronomie. Ganz zu schweigen von der exklusiven Sandton City am Nelson Mandela Square im Edelviertel Sandton.
Ein paar Straßen weiter fallen Autohäuser ins Auge, in denen schwarze Angestellte unablässig jede Staubflocke von Lamborghinis und Rolls-Royce-Limousinen wegwedeln. Ein Anblick, der eher noch an Ölscheichtümer denken lässt als an Johannesburgs Partnerstadt New York. Selbst der «Big Apple» kann nicht mit so mondänen Edelkarossen-Tempeln aufwarten wie Südafrikas Hochhaus-Metropolis.
Doch auch ein Ausflug nach Soweto sollte zum Programm gehören. Hier fügen sich Impressionen aus Jozis Luxuswelt mit Eindrücken des ärmlichen Lebens von Millionen zu einem besseren Verständnis des aufstrebenden Nach-Apartheid-Südafrikas mit seinen gewaltigen sozialen Probleme zusammen.
Verfehlen kann man Johannesburgs «South Western Township» (Soweto) schon deshalb nicht, weil über dem Areal ein riesiger Heißluft-Fußball schwebt. Die beste Vorbereitung ist auf dem Weg dorthin ein Besuch des großartig gestalteten Apartheid-Museums.
Entstanden als Massenquartier für die Arbeiter in Johannesburgs Goldminen, war Soweto Schauplatz einiger der wichtigsten tragischen, aber auch triumphalen Ereignisse im Kampf gegen das Rassistenregime. Das Denkmal und Museum für den zwölfjährigen Hector Pieterson, der 1963 bei einer Demonstration erschossen wurde, gehört dazu.
Nicht weit von Soweto entfernt liegt Soccer City, das neue mit 95 000 Plätzen größte Fußballstadion Afrikas. Und mitten in Soweto erwartet am Walter Sisulu Square eine «Public Viewing Area» Besucher aus dem Ausland. Die Gegend gilt als sicher. Das glaubt auch Vishnu Naidoo. Doch allein auf die Gastfreundschaft seiner Landsleute will sich der für die Sicherheit während der WM zuständige Chefinspektor nicht verlassen. Es sei klar, dass Kriminelle die WM nutzen möchten um zuzulangen, sagt Naidoo. «Aber darauf sind wir vorbereitet.»
Infos Sicherheitstipps der Polizei Reisende sollten die Sicherheitstipps der Polizei ernst nehmen, vor allem in Johannesburg, Durban, Kapstadt und anderen großen Städten: - Fluggepäck mit Schlössern sichern und auf dem Airport nicht unbeaufsichtigt lassen. - Schmuck nicht zur Schau stellen. Handys nicht auf offener Straße, sondern nur im Hotel, an Tankstellen oder in Gaststätten verwenden. - Bei Dunkelheit auf längere Spaziergänge verzichten. Hotels geben Auskunft über Gegenden, die gemieden oder nur in geführten Gruppen aufgesucht werden sollten. - Pässe und Wertgegenstände im Hotelsafe aufbewahren, Kopien von Pässen und Kreditkarten mitbringen. Möglichst wenig Bargeld einstecken - fast überall kann mit Kreditkarte bezahlt werden. Geld und Karten in verschließbaren Kleidungstaschen sichern. - Nur lizensierte Taxis benutzen. - Autofahren: Türen stets verriegeln, immer ein Handy dabei haben und vorher die Notruf-Nummern einspeichern. Polizei: 112 oder 082/911, AA-Pannendienst: 0800/10101. Die Route gut studieren. Mobile Navigationsgeräte mit Südafrika-Software sind nützlich. Keine Anhalter mitnehmen. Unfallszenen können Fallen sein. Nicht halten, per Handy Polizei rufen. Tankstellen an Fernstraßen sind bewacht. Johannesburg Reiseziel: Johannesburg ist die Wirtschafts- und Kulturmetropole Südafrikas. Anreise und Formalitäten: Täglich Nonstopflüge von South African Airways, Lufthansa und weiteren Gesellschaften zu Johannesburgs Airport OR Tambo. EU-Bürger erhalten am Airport kostenlos ein drei Monate gültiges Touristenvisum. Verkehr: Der öffentliche Nahverkehr ist noch unterentwickelt. Besucher sind in der Regel auf Mietwagen oder Taxis angewiesen. Klima und Reisezeit: Im Sommer (November bis Februar) bis 25 Grad. Trotz gelegentlichem Regen geringe Luftfeuchtigkeit. Im Winter (Juli und August) sonnig und trocken, selten über 18 Grad, Nachtfrost. Die Fußball-WM fällt in den Winter. Währung: 1 Euro entspricht 11,05 Rand (Stand 08/09). Bargeld am Automaten mit EC-Karte. Kreditkarten werden weithin akzeptiert. Weitere Auskünfte: South African Tourism, Friedensstraße 6-10, 60311 Frankfurt, Kostenloses Telefon: 0800/118 91 18
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