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Brasilien » Reiseberichte

Rio als bestes Reiseziel für Homosexuelle gekürt

Von Helmut Reuter und Diana Renée, dpa

Rio de Janeiro (dpa) - Die «Cidade Maravilhosa» die «Wunderbare Stadt», wie Rio de Janeiro genannt wird, ist um einen Titel reicher. Sie erhielt bei einer Tourismusmesse die Auszeichnung als «weltweit bestes Reiseziel für Homosexuelle».


Die Stadtväter der brasilianischen Glitzermetropole am Atlantik freut es. Denn das Image der Olympiastadt 2016 wurde in den vergangenen Wochen schwer ramponiert. Exzessive Gewalt und Drogenkriminalität in den Armensiedlungen, den Favelas, brachten negative Schlagzeilen.


Das Ergebnis der vom Schwulen- und Lesben-Kanal «Logo» (US-Sender MTV) geförderten Wahl wurde einen Tag nach der 14. «Gay»-Parade in Rio bei einer Tourismusmesse in Boston bekannt gegeben. Rio schlug die Mitkonkurrenten Buenos Aires, Barcelona, London, Montreal und Sydney. Mehr als 100 000 Wähler nahmen an der Abstimmung über das Internetportal TripOutGayTravel.com teil. Rios Bürgermeister Eduardo Paes freute sich über den Ausgang. Der Titel erkenne die Gastfreundschaft der Brasilianer an, die alle Besucher willkommen hießen. «Es ist eine Freude und ich bin stolz, Bürgermeister einer Stadt zu sein, die Unterschiede respektiert und schätzt.»


Rios Tourismusbranche setzt auf die Magnetwirkung der Fußball-WM (2014) und der Olympischen Spiele, aber auch mehr Besucher aus der Homosexuellen-Szene sind willkommen. 2008 zog es nach offiziellen Angaben insgesamt 1,7 Millionen Touristen aus dem Ausland in die Stadt am Zuckerhut, das waren etwa 100 000 weniger als 2004. «Bemvindo» (Willkommen) heißt deshalb das Motto des Tourismusverband «Riotur», der daran erinnert, dass die «Cariocas», die Einwohner Rios, in «Harmonie leben unabhängig von Rasse, Religion oder sexueller Neigung».


In den Straßen und an den Stränden gehören händchenhaltende Männer und Frauen längst zum Alltag. «Was mir an Rio gefällt ist, dass ich in keine Schwulen-Bar gehen muss. Rio ist sehr offen, und wir werden so akzeptiert, wir wir sind. Keiner schert sich um die sexuelle Orientierung des anderen», sagt der Finne Seppo Suomela. Der Reisejournalist kam 2003 in die Stadt, als er für eine philippinische Zeitschrift die Sambaschulen während des Karnevals fotografierte. Zwei Jahre später zog er nach Brasilien.


«Wir Schwule mögen Feste, und in Rio gibt es viele davon», sagt Jayme Rezende. Er erinnert an den Karneval, an dem es auch tausende Transvestiten auf die Straßen und in das «Sambódromo» zieht oder auch an das Neujahrsfest, bei dem sich am 31. Dezember hunderttausende weiß gekleidete Menschen an den Stränden versammeln. Ein Abschnitt am legendären Strand von Ipanema ist fester Treffpunkt für Homosexuelle. Dort weht die Regenbogenflagge. Nur einen Steinwurf entfernt liegt die «Rua Farme de Amoedo», die «schwulste Straße der Stadt», wie TripOutGayTravel.com hervorhebt.


Die Internetseite vergibt an Rio das Prädikat «gay-tastic» und attestiert der Stadt damit, dass sie Homosexuelle «sehr willkommen» heißt. Erst im September hatte das US-Magazin «Forbes» Rio unter 50 Städten weltweit zur «glücklichsten Stadt» ausgerufen. Das war allerdings vor den neuerlichen Gewaltausbrüchen, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen. In manchen der knapp 1000 Favelas kommt es fast täglich zu Schießereien. Hierhin sollten sich Touristen besser nicht verirren.



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