Wandern bei Luchs und Bär: Die Transsilvanischen AlpenVon Stefan Korshak, dpa Petrosani (dpa/tmn) - Wandern in den Transsilvanischen Alpen in Rumänien ist nichts für Warmduscher. Der Wind weht oft unangenehm kalt. Doch wer durchhält, wird entschädigt. Es gibt eindrucksvolle Schluchten und mit etwas Glück sogar Adler, Luchse und Wölfe zu sehen.
Es ist später Nachmittag und schon empfindlich kalt. Hier auf mehr als 2000 Metern Höhe in den Transsilvanischen Alpen bläst der Wind die Temperatur Richtung Gefrierpunkt. Doch aufzugeben ist jetzt keine Option mehr für die Freunde Atila und Janosz, die gemeinsam die Fagaras-Bergkette durchsteigen. «Wir gehen weiter», sagt Atila.
Die beiden Wanderer haben sich ein faszinierendes, aber forderndes Gebirge ausgesucht: Über 450 Kilometer Länge schneiden die Transsilvanischen Alpen Rumänien in zwei Teile, Siebenbürgen im Norden, die Walachei im Süden. Das Wetter ist unberechenbar, oft regnet es. Und der 70 Kilometer lange Fagaras-Gebirgskamm ist der härteste Abschnitt. An einigen Stellen kommen Wanderer nur noch mithilfe von Ketten vorwärts, die in die senkrechte Felswand gehämmert sind. Hier ragt auch der höchste Gipfel Rumäniens auf, der 2550 Meter hohe Moldoveanu.
Kein reines Genusswandern, aber die Mühen werden belohnt. Die Ausblicke rauben den Atem, und in den Granitfelsen und Fichtenwäldern leben so viele gefährdete Wildtiere wie nirgendwo sonst in Europa, darunter Adler, Luchse, Wölfe und Braunbären.
Doch die Wildnis lässt sich leichter erobern, als man denken würde. Selbst in unbewohnte Täler können Wanderer problemlos auf Straßen fahren, die Unterkünfte sind billig, ihr Personal freundlich. Die Wanderwege sind so gut markiert, dass es unmöglich ist, sich zu verlaufen. An einigen Stellen wurden die Wegzeichen auf drei Meter hohe Stangen montiert.
Und man muss sich ja nicht gleich wie Atila und Janosz in die Fagaras stürzen. Das östliche Bucegi-Gebirge nahe der Städte Vrasov, Busteni und Sinaia wirkt genauso spektakulär und ist viel zugänglicher.
Hier im Herzen der Skiindustrie Rumäniens heben Seilbahnen die Wanderer in wenigen Minuten Hunderte Meter vom Tal hinauf auf die Bergrücken. So bleibt mehr Energie, um die Kalksteinklippen, dichten Tannenwälder und abgelegenen Moore zu erkunden.
Vor allem Einheimische wandern hier, aber auch viele Besucher aus osteuropäischen Ländern. Besucher wie Thaddeus Komorowski, ein polnischer Student aus Krakau. Er ist nur mit einem leichten Tagesrucksack und einer Wasserflasche unterwegs auf dem beliebten Höhenweg. «Ich muss kein Essen mit mir herumschleppen, ich wandere von Cabana zu Cabana», sagt Komorowski. So werden Pensionen in Rumänien genannt. «Und wenn es regnet, hole ich mir ein Bier und warte, bis das Wetter besser wird.»
Auf dem Weg durch die Berge Rumäniens trifft man immer wieder Schäfer und Holzfäller. Schnell wird man so zu Branza-Käse und Tuica eingeladen, dem nationalen Pflaumenschnaps. Wirklich in gefährliche Situationen zu geraten, ist in Rumänien dagegen schwierig. Die Zivilisation ist fast nie weiter entfernt als ein Abstieg ins nächste Tal. Und es ist gute Tradition in dem Land, Fremden zu helfen.
Die Rumänen selbst wählen als Wandergebiet oft das Retezat-Gebirge am westlichen Ende der Transsilvanischen Alpen. Es bietet die optimale Balance aus dramatischer Landschaft und einfachem Zugang. Vom Campingplatz muss der Wanderer nur zwei Stunden gehen, um zu einem Naturwunder zu gelangen: Dem Lacu Bucara, einem eisig blauen Gletschersee, ringsum umrahmt von den scharfen Zacken der Bergrücken. Eine überwältigende Kulisse.
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