In Zuiderwoude und anderswo: Zum Tee in den GartenVon Bernd F. Meier, dpa Zuiderwoude (dpa/tmn) - Nicht jeder denkt bei Urlaub in den Niederlanden gleich an Tee trinken. Aber Möglichkeiten dazu gibt es mehr als genug, oft mitten im Grünen. Die Teekultur unseres Nachbarlandes lässt sich fast immer mit dem Fahrrad entdecken.
Manche kommen mit dem Boot, die meisten mit dem Fahrrad, wenige mit dem Auto. Das gemeinsame Ziel liegt versteckt am Rand von Zuiderwoude: der kleine Teegarten von Erigone Koolen. So wie dort gibt es in den Niederlanden zahlreiche Möglichkeiten, entspannt Tee trinken zu gehen - und das oft in ungewöhnlichem Ambiente.
Vor zehn Jahren begann Koolen in dem schmucken Häuschen sommertags mit dem Verkauf von Eis. Immer mehr Gäste fragten: «Können wir auch bei Ihnen einen Tee trinken und ein Stück Kuchen essen?» So kam Frau Koolen zum Tee in ihrem Garten. Inzwischen hat sich Erigones «Theeschenkerij» herumgesprochen: Ausflügler aus Amsterdam erreichen mit dem Fahrrad in einer runden Stunde das hübsche Anwesen, andere Besucher reisen aus dem benachbarten Broek in Waterland mit den per Elektromotor angetriebenen Flüsterbooten an. Die Gäste genießen die Ausblicke über die grünen Weiden des Waterlandes, Frau Koolens selbstgebackene Kuchen und die mehr als 20 verschiedenen Teesorten.
Solche schmucken Teegärten gibt es zu hunderten bei unseren Nachbarn. «Die Tradition stammt aus England und ist in den frühen achtziger Jahren zu uns in die Niederlande gekommen», sagt die Gartenarchitektin Jacqueline van der Kloet in Weesp bei Amsterdam. Die renommierte Grünplanerin gilt im Nachbarland als eine der ersten Gastgeberinnen, die in ihrem Garten Tee und Kuchen servieren ließ.
Besonders viele Teegärten findet man im Waterland nördlich von Amsterdam. Wer hier ein Wochenende voller Teegenuss verbringen möchte, radelt von Garten zu Garten und bleibt über Nacht gleich in der Region. Mehr als ein Dutzend Landwirte haben sich in der Gegend um Monnickendam unter dem Motto «De Boerenkamer» zusammengeschlossen und bieten urige Übernachtungsmöglichkeiten.
Bei Marianne Tuyn in Lienden in der Provinz Gelderland stehen Blumen und Bäume im Vordergrund: «Vor allem Gartenclubs kommen nach Voranmeldung zu mir. Wir schauen uns gemeinsam den Garten mit den über 50 verschiedenen Wildblumen an, und anschließend gibt es zum Tee selbstgebackenen Kuchen.» Der Jahreszeit entsprechend werden Kirschtorte, Erdbeertartjes oder das in den Niederlanden so beliebte Appelgebak met Slagroom aufgetischt, Apfelkuchen mit Sahne.
Zum «Millinger Theetuin» kommen die Besucher mit dem Fahrrad aus dem deutschen Düffelward. Auf verschlungenen Pfaden führt die Route durch das urtümliche Naturschutzgebiet Millingerwaard in den fernöstlich anmutenden Garten am Rheinufer.
Während bei Erigone Koolen in Zuiderwoude der Teegenuss im Mittelpunkt steht, bewundern die Besucher von Paula Hoffs Teegarten «De Heale Moanne» (Zum Halbmond) in dem Dörfchen Roodkerk bei Dokkum zuallererst die Blumenpracht des 2000 Quadratmeter großen Grüns. Die passionierte Freizeitgärtnerin hat ihr Anwesen in verschiedene Gartenzimmer aufgeteilt: Kleine Sitzgruppen laden dort zur Tee-Pause ein. Hecken und Gehölze trennen die einzelnen Gartenzimmer voneinander.
Hinter dem Reetdachhaus führt ein schmaler Weg in Paula Hoffs gepflegten Garten. Er ist mit tausenden Kieselsteinchen belegt, die unter dem Schuhwerk knirschen. Das ist garantiert nichts für Frauen mit High Heels. «Aber diese Damen», sagt die Gastgeberin schmunzelnd, «fahren sicherlich auch nicht mit dem Fahrrad in den Teegarten.»
Niederländisches Büro für Tourismus und Convention, Postfach 27 05 80, 50511 Köln, E-Mail: info@niederlande.de
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