Ein Museum voller KrippenVon Claudia Bell, dpa Oberstadion (dpa/tmn) - Die schwerste Krippe wiegt 2,5 Tonnen, das größte Hintergrundgemälde ist 14 Meter lang: Im Krippenmuseum von Oberstadion in Oberschwaben sind etliche ungewöhnliche Exponate zu sehen.
Der Regen ist an allem schuld. Der Regen und die Tatsache, dass manche Wanderer bei schlechtem Wetter nur ungern in die Berge gehen - genau wie Oberstadions Bürgermeister Manfred Weber, der im Südtirol-Urlaub vor vier Jahren an solch einem Regentag ein Krippengeschäft in Bozen entdeckte. Obwohl er damals nach eigener Aussage «mit Krippen nichts am Hut hatte», war dieser Besuch der Auslöser für seine Idee: Im oberschwäbischen Oberstadion inmitten des Dreiecks Reutlingen, Ulm und Biberach sollte ein Krippenmuseum entstehen.
Das passende Gebäude dafür hatte Weber schon im Visier, schließlich stand die Pfarrscheuer aus dem Jahre 1612 leer. Ein Vereinsheim oder ein Heimatkundemuseum, das hätte so manch einem Oberstadioner gut gefallen - doch für solcherlei Projekte hätte die Europäische Union keine Sanierungsgelder hergegeben. «Weil ich gerne mein Krippenmuseum realisieren wollte, habe ich also binnen kürzester Zeit eine Betriebskonzeption, eine Museumsidee und eine genaue Kalkulation für die EU auf die Beine gestellt», erzählt Weber.
Was viele Einheimische zunächst als Projekt ohne Zukunft abtaten, ist ein hochkarätig ausgestattetes Krippenmuseum geworden. Eröffnung war am 21. Dezember 2008. Die Besucher können 160 Krippen - zwei Drittel davon Leihgaben - bewundern. «Die meisten Menschen denken, dass eine Krippe aus Maria und Josef, dem Jesuskind und ein paar Tieren in einer Scheune besteht», sagt Weber. «Aber wir zeigen hier, dass eine Krippe auch etwas ganz anderes darstellen kann.»
Das Museum zeigt tatsächlich eine ganz andere Krippenkunst, nicht nur die bekannte Geburtsszene, sondern auch Bilder aus dem Leben Jesu, aus dem Alten und Neuen Testament sowie Straßenszenen aus der verschneiten italienischen Stadt Bergamo oder eine bäuerliche Szene inmitten eines Allgäuer Dorfs inklusive Wirtshaus.
Die meisten der Figuren und Häuser bestehen aus Holz oder Ton, jede kleinste Gesichtsregung oder Körperhaltung ist liebevoll dargestellt. Seien es der Faltenwurf eines Umhangs, die von Hand aufgenähten Bordüren am Kleid einer Frau oder die ledernen Sandalenriemen: Alles ist detailgenau gearbeitet. Selbst filigrane Äste und Zweige entstammen nicht dem Modellbau, sondern wurden als winziger Draht von Hand gebogen, mit Gras und speziellem Moos beklebt und an den Baumstämmen befestigt. Allen Exponaten zueigen ist die erstaunliche Tiefenwirkung. Die Häuser und Figuren stehen nie nur auf einer flachen Platte, sondern bilden ein ganzes Ensemble, das meist von einem eigens dafür gemalten Hintergrundbild ergänzt wird.
Beim Hindurchblicken etwa durch das Fenster einer Hütte entdeckt man eine weitere Szene, ein Tier oder einen Menschen, der zum Beispiel einen Wassereimer trägt oder sich mit dem Pfarrer unterhält.
Krippenschnitzer und -bauer wie Sebastian Osterrieder, Claudio Mattei, Angela Tripi sowie Antonio Pigozzi sind mit zum Teil eigens für dieses Museum gebauten Werken vertreten. Die schwerste der Krippen wiegt 2,5 Tonnen, das größte Hintergrundgemälde ist 14 Meter lang und 4 Meter hoch. Und so hat sich das Projekt zu einer festen Größe in der Landschaft der Krippenmuseen etabliert: Pro Jahr kommen etwa 25 000 Besucher.
Doch Manfred Weber freut noch etwas ganz anderes: die vielen Einträge in seinem Gästebuch. «Viele Besucher, egal ob Erwachsener oder Kind, schreiben mir, wie sehr sie unsere Krippen berührt haben und wie gut es ihnen gefallen hat - und das, obwohl sie am Anfang skeptisch waren.»
Das Krippenmuseum ist vom 1. Advent bis 31. Januar geöffnet von Montag bis Samstag, 14.00 bis 17.00 Uhr, Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr. Von Februar bis Oktober: Mittwoch bis Sonntag, 14.00 bis 17.00 Uhr. Führungen gibt es für Gruppen auch außerhalb der Öffnungszeiten.
Informationen unter Krippenmuseum, Kirchplatz 5/1, 89613 Oberstadion, Telefon: 07357/92 14 10.
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