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Ein Stadtbummel durch Regensburg

Von Verena Wolff, dpa

Regensburg (dpa/tmn) - Regensburgs Altstadt gehört zum Weltkulturerbe. Es gibt nicht nur viele Baudenkmäler, sondern auch erstaunlich viele Kneipen. Bei Stadtführungen erfahren Besucher, wo noch Bürstenmacher arbeiten und in welche Clubs Studenten ziehen.


Kirchen, verwinkelte Gassen mit Kopfsteinpflaster, Geschichte und Geschichten an nahezu jeder Ecke der Altstadt: Mehr als 2000 Jahre hat Regensburg bereits auf dem Buckel - und so einiges erlebt. Alte Gemäuer und junges Leben schließen sich in der mittelalterlichen Donaustadt nicht aus - von den rund 150 000 Einwohnern ist etwa jeder achte Student. Prunkvolle Patrizierhäuser reicher Kaufleute aus dem Mittelalter gehören deshalb ebenso zum Stadtbild wie kleine Geschäfte von Handwerkern, Clubs, Kneipen und Boutiquen.


Regensburg ist in vieler Hinsicht alles andere als altertümlich. Seit Längerem gibt es bereits einen Audioguide für die Stadterkundung. Seit Jüngstem bringt eine kostenlose Touristen die Kirchen, Museen, Gebäude, Brücken und Anekdoten näher. Das Handy wird mit Hilfe dieses kleinen Programms zum Reiseführer. So lernt der Besucher der Stadt einiges über Geschichte, Geografie, die Menschen und Sehenswürdigkeiten - über Baudenkmäler, Museen, Brauereien, Parks und Plätze.


Er erfährt zum Beispiel, dass Regensburg die viertgrößte Stadt Bayerns ist und seit 2006 Weltkulturerbe der Unesco. Oder dass es am nördlichsten Punkt der Donau liegt, 80,8 Quadratkilometer groß und dank der vielen Studenten der Ort mit einer der größten Kneipendichten der Republik ist: 350 gastronomische Betriebe servieren bayerische Hausmannskost genauso wie Austern, einheimisches Bier ebenso wie Champagner.


Von der Anreise über die Sehenswürdigkeiten bis zur Kneipenempfehlung kann der Besucher Informationen aus der Hosentasche ziehen: «Das Programm kann heruntergeladen werden, es gibt eine deutsche und eine englische Version», sagt Erwin Maurer, der die Idee zu dem Programm hatte und beim für die App verantwortlich ist, die es zunächst nur für iPhone und iPad gibt. Komplette Stadtführungen, bei denen die Touristen mit dem Smartphone am Ohr durch die Altstadt laufen, gibt es aber nicht. «Wir haben uns bewusst für einen anderen Weg entschieden», sagt Stadtsprecherin Olivia Hernandez. Informationen zu wichtigen Gebäuden können an Ort und Stelle abgerufen und auf einer Karte im Internet angezeigt werden.


Aber die machen ohnehin mit einem Einheimischen mehr Spaß - denn der weiß mitunter mehr als das Programm. Ganz einfache Touren gibt es und spezielle, thematische Führungen, solche mit schauspielerischen Einlagen oder Führungen speziell für Kinder. Napoleon, der als damals mächtigster Herrscher Europas 1809 nach Regensburg kam, ist eine Tour gewidmet: «Napolen und Regensburg: C'est la vie, c'est la guerre» - also «So ist das Leben, so ist der Krieg». «Wissenschaft und Aberglaube: Hexenprozess gegen Katharina Kepler, die Mutter des Astronomen Johannes Kepler» heißt eine andere. Regensburg im 19. Jahrhundert steht im Mittelpunkt der Führung «Seidenfrack und Hungerbrot».


Wer lieber selbst durch die mittelalterliche Stadt schlendert, lernt auch mithilfe der App einiges: Regensburg hat seinen Ursprung in einem alten Kohortenkastell der Römer im heutigen Stadtteil Kumpfmühl. Gegründet wurde die Stadt 179 nach Christus von Kaiser Marc Aurel, als römisches Legionslager Castra Regina. Ihre Blütezeit als freie Reichsstadt hatte Regensburg im Mittelalter.


Doch nicht nur von außen sind die alten Gemäuer interessant - viel spannender ist oft, was sich hinter den Fassaden abspielt. Mehr als eine Handvoll traditioneller Handwerker stellen noch heute in Handarbeit ihre Produkte her, so wie bereits ihre Väter und Vorväter. Der Hutkönig am Dom etwa gehört zu den Traditionalisten, genauso wie die «Weiberwirtschaft» in der Bürstenmanufaktur Ernst in einer kleinen Seitengasse.


Hier betreiben Waltraud Ernst und ihre Tochter Caroline Jäger in der vierten Generation die einzige Bürstenmacherei Ostbayerns. «Der Beruf des Bürsten- und Pinselmachers ist schon ausgestorben», bedauert die Senior-Chefin, ausgebildet wird nicht mehr. Sie sitzt in der Werkstatt hinter dem Geschäft, wo sie Abstauber und Schuhbürsten, Besen und Massagebürsten bindet, drahtet, knotet und frisiert - und sich auch über die Schulter schauen lässt. Es riecht nach Naturborsten, nach Holz und nach Seifen - auch die Einrichtung stammt noch aus der Gründerzeit.


Auch beim «Hutkönig» gibt es Außergewöhnliches: den «Bogart» zum Beispiel - handgemachte Hüte mit Tradition. Drei Generationen arbeiten hier Hand in Hand, ausgebildet wird ebenfalls - eine Seltenheit in Deutschland. «Man muss mit der Zeit gehen», sagt Robert Nuslan, «darf dabei aber die guten Traditionen nicht aus den Augen verlieren.»


Tourist-Information, Altes Rathaus, Rathausplatz 4, 93047 Regensburg, Telefon: 0941/507 44 10


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