Nach Dubai wollen im Sommer die «verrückten Europäer»Zwei Touristen posieren in Dubai bei 42 Grad im Schatten am Eingangstor zum Gold-Souk. (Bild: dpa) Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa Dubai (dpa) - Sandstürme, 43 Grad im Schatten und eine Luftfeuchtigkeit wie im Tropenhaus des Botanischen Gartens. Das ist Dubai im Sommer. «Früher war hier um diese Jahreszeit kein Mensch, die meisten Einheimischen flogen zur Sommerfrische gen Norden, und Touristen kamen nicht, weil es ihnen zu heiß war», berichtet Joseph, der als Concierge im Hotel «The Palace» arbeitet. Das Hotel mit der lehmfarbenen Fassade, das nicht nur vom Namen her, sondern auch vom Stil her an einen orientalischen Palast erinnert, liegt direkt in der Nähe von zwei der größten Baustellen der Stadt. Rechter Hand wird die Dubai Mall gebaut, die bald das weltgrößte Einkaufszentrum sein soll, geradeaus blickt man auf den noch nicht fertiggestellten Burj Dubai (Turm von Dubai), der mit seinen rund 640 Metern jetzt schon das höchste Gebäude der Welt ist.
Doch während Baukräne von Touristen andernorts fotografiert werden, um hinterher beim Reiseveranstalter wegen des Lärms der Betonmischer und Lastwagen Regressansprüche zu stellen, finden es viele Urlauber in dem arabischen Golfemirat geradezu chic, inmitten einer Großbaustelle zu leben. Sie sind fasziniert von der Aufbruchstimmung, den Superlativen und dem «Hier-ist-alles-möglich-Flair», für das diese arabische Stadt steht. In der flirrenden Mittagshitze stehen an diesem leicht diesigen Junitag drei Australier mit breitkrempigen Sonnenmützen und fotografieren, wie eine Gruppe indischer Bauarbeiter in luftiger Höhe eine Fassaden-Verkleidung anbringt.
«Vor allem die verrückten Europäer lassen sich von der Hitze überhaupt nicht abschrecken», berichtet ein indischer Touristenführer. Viele von ihnen kommen im Sommer, weil sie sich dann auch die Übernachtung in den Luxushotels leisten können, die für sie in der Hochsaison zu teuer wäre. Zwar sind Wüstentouren und andere schweißtreibende Aktivitäten zwischen Mitte Juni und Mitte September nur von ganz robusten Naturen und mit hohem Sonnenschutzfaktor zu bewältigen. Doch im Gold-Souk von Dubai, wo sich asiatische Verkäufer am Mittag in den überdachten Gassen auf Holzbänken ausruhen, geht auch im Sommer so manches Diamantarmband über die Ladentheke der Juweliere. «Hier werden sie ausführlich in der deutschen Sprache beraten», wirbt einer von ihnen in seinem Schaufenster.
Diejenigen unter den Einheimischen, die Ende Juni noch in Dubai sind, sehnen dagegen schon die Abreise herbei. Früher fuhren sie, genau wie viele Araber aus anderen Golfstaaten, besonders gerne nach Europa und in die USA. Da sie aus reichen Öl-Monarchien stammen, hatten sie es bei der Visa-Vergabe für westliche Staaten nie besonders schwer gehabt. Denn niemand unterstellte ihnen, sie wollten erst als Touristen einreisen, um dann illegal zu arbeiten. Seit den Terroranschlägen der El Kaida vom 11. September 2001 ist das anders.
«Anstatt wochenlang auf ein Visum zu warten, fliege ich lieber nach Thailand oder in andere asiatische Staaten», sagt Mansur Bawasir (29), der für die Tourismusbehörde von Dubai arbeitet. Dass er in diesem Sommer einen Kurs an der Universität belegt hat, trifft ihn hart, weil er deshalb diesmal nicht der Hitze entfliehen kann. Wie für die meisten Menschen hier bedeutet ein Sommer in Dubai auch für ihn: Vom klimatisierten Büro steigt er ins klimatisierte Auto, mit dem er ins klimatisierte Büro oder in die klimatisierte Universität fährt. Am Abend geht es genauso wieder zurück, es sei denn, er macht noch einen Abstecher in ein klimatisiertes Restaurant oder Einkaufszentrum.
Die Ausländer, die in Dubai mehr als 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen, erfasst der Sommer-Blues noch stärker. «Noch ein paar Tage, dann ist endlich Schluss, und ich kann ins kühle Griechenland entfliehen», seufzt eine junge Deutsche, die in Dubai ein kleines Unternehmen leitet. Nur einen Vorteil hat es, die Glitzermetropole Dubai im Sommer zu besuchen: Es ist, weil bis auf die Bauarbeiter fast alle Berufsgruppen Ferienzeit haben, überall weniger voll als sonst. Selbst auf der stets verstopften Scheich-Zayed-Straße, der Lebensader von Dubai, rollt der Verkehr - vorbei an spektakulären architektonischen Kreationen, protzig-verspiegelten Bürofassaden, verschwitzten Arbeitern und Frauen, die Regenschirme tragen, um ihre Gesichter vor der Sonne zu schützen.
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